Jubiläum
Ein Stück über die Kultur des Feierns
Der Erste, der das Feiern feiert, rein und pur war, wie belegt ist Epikur, der die Lebensfreude und das Fest in den Mittelpunkt des Menschen setzt. Dies schafft der Freuden Liebeslust wie schon Empedokles gewusst. Als einziges soziales Band hat er nur dieses anerkannt. Kein größer Gut gibt es auf Erden als aller Feste Freund zu werden. Gesellschaft, Staat und Großverbände hielt er für schwankendes Gelände. Der Meister, den man sehr verehrte, in seinem Garten solches lehrte. Die Schüler saßen drumherum, das war dann ein Symposion, bei dem mit Wein, Weib und Gesang und vieler voller Becher Klang die Lehre sich der Tat verband des Festes Freude Pflege fand. Ich sag es jedem hier im Saal, warum wir feiern ist egal, schon bei den Römern und den Griechen da tat der Wein in Strömen fließen.
Philosoph / Büttenredner
Das Ensemble
Uraufführung am 10. Mai 1997 im Pantheon Düsseldorf
Inszenierung: Jörg U. Lensing
Musikalische Konzeption: Jörg U. Lensing / Thomas Neuhaus
Kostüme: Caterina Di Fiore
Kostümassistenz: Elke Goldmann / Susanne Kardes / Monique Lipp / Ulla Wrobel
Bühnenbild: Tinus Alsdorf / Caterina Di Fiore / Zarah Ritz-Rahman
Licht: Thomas Neuhaus
Darsteller: Kai Bettermann, Susanna Curtis, Yael Elyashiv, Claudia Erkelenz, Clemente Fernandez, Jacqueline Fischer, Kerstin Hörner,Hiroko Kamimura, Shizuko Kashiwagi, Cornelia Zell
Trainingsleitung: Jacqueline Fischer / Kerstin Hörner
Theater- und Projektleitung: Jörg U. Lensing
Künstlerisches Betriebsbüro: Dorothea Verheyen
Plakat- und Programmgestaltung: Ernst Merheim
Fotos: Oliver Eltinger
Das szenische Material enstand in kollektiver Autorenschaft von Kai Bettermann, Susanna Curtis, Yael Elyashiv, Claudia Erkelenz, Clemente Fernandez, Jacqueline Fischer, Kerstin Hörner, Hiroko Kamimura, Shizuko Kashiwagi, Jörg U. Lensing und Cornelia Zell
Über die Produktion
Jubiläum – ein Stück über die Kultur des Feierns
Ein international zusammengesetztes Ensemble mit Darstellern aus Deutschland, Griechenland, Großbritannien, Holland, Israel, Japan, Korea, Schweden und Spanien widmete sich 1997 dem Thema „Jubiläum“ anläßlich des 10-jährigen Geburtstags unseres Ensembles.
So entstand eine Theatercollage mit dem Titel „JUBILÄUM“: 100 kleine montierte Stücke über Rituale der Freude und Trauer, über künstlerische und künstliche Formen des „jubilierens“?
10 x 10 Arten; – eine Festtagsrede zu halten – auf einer Feier zu tanzen – zu essen und zu trinken – einen Umzug zu begehen – zur Feier des Tages zu spielen – sich festlich zu kleiden – feierlich geehrt zu werden – sich zu beschenken…
Eine 100 minütige Inszenierung welche Musik, Sprache, Schauspiel und Tanz mit komödiantischen, aber auch ernsten Szenen und Tänzen zu einem Bühnenfest verbandt. Dieses „Bühnenfest“ fand hauptsächlich (mit insgesamt 27 Aufführungen) im Pantheon Düsseldorf (heute Templum) im Rahmen eines denkmalgeschützten Festsaalambientes aus dem 19. Jahrhundert statt.
JUBILÄUM wurde 1997 insgesamt 33 mal in Düsseldorf, Paris, Essen und Weimar gespielt. Es ist ein Stück, welches sich das Theater der Klänge zu seinem 10. Geburtstag schenkte, um mit seinen Freunden, ehemaligen Mitwirkenden und seinem Publikum seine Existenz zu feiern.
Jubiläum markiert rückblickend einen Richtungswechsel in der stilistischen Arbeit des Theaters der Klänge. Ursprünglich war für das Jubiläum die auf Maskenarbeit basierende Produktion „Die Neuberin“ vorgesehen, welche aber erst 1999 so weit entwickelt war, daß dieses Stück eben erst 1999 zur Aufführung kam.
Jubiläum in der Presse
Hinter dem programmatischen Titel „Jubiläum“ verbirgt sich ein gewaltiges, an die unterschiedlichsten Kulturen anknüpfendes Repertoire über den Sinn und Unsinn des Feierns, über das ABC der Anlässe und seiner Rituale. Die zehn Darsteller des Ensembles (und das sind genauso viele Nationalitäten!) sind zugleich Musiker und Tänzer, sind Verwandlungskünstler, die innerhalb weniger Sekunden ihre Rollen wechseln, die die versteinerte Visage eines Yuppies ebenso wie den zappelnden Raver aufs Parkett legen. „Jubiläum“ ist eine Collage, die entführt in ferne Regionen und Traditionen, deren Rhythmus und Farben betören. Messerscharf die Eigentümlichkeiten ihrer verschiedenen Landsleute unter die Lupe nehmend, werden aber auch bekannte Klischees und Gebräuche derart treffsicher und komisch inszeniert, daß sich der Zuschauer vor Lachen den Bauch hält. (…) Wirklich eine Erfrischung, nicht nur einen ungewöhnlichen Theaterabend zu erleben, sondern äußerst humorvoll mit Ritualen kaum bekannter Völkergruppen vertraut zu werden.
Foyer, Essen
Die Darsteller, die aus 9 verschiedenen Nationen stammen, gaben interessante Einblicke in Festrituale anderer Kulturen. Ob Bar-Mitzwa, das schwedische Lucia-Fest oder eine japanische Teezeremonie – die Unterschiede zwischen den Kulturen zeigen sich auch in ihren Festen. Insgesamt ein unterhaltsames Bühnenfest mit glänzenden Akteuren.
WAZ, Essen
Mit so geballter Power wie in „Jubiläum“ hat die freie Düsseldorfer Gruppe „Theater der Klänge“ ihre spartenübergreifende Arbeit noch nie präsentiert. Die neue Produktion verdeutlicht auch die multikulturellen Intentionen des international besetzten Ensembles. Der minutenlange Applaus am Ende der fast zweistündigen, pausenlosen Folge von Parties, Festreden, Folklore, Trauerritualen und Orgien galt sicher nicht nur den zehn Darstellern aus fast ebensoviel Nationen und dem Regieteam unter Jörg U. Lensing. Er artikulierte wohl auch den Respekt vor der immensen Leistung des „Theaters der Klänge“, das sich zäh und originell in der Kulturszene behauptet, trotz des Handicaps, noch immer als „Wandertruppe“ ohne feste Adresse arbeiten zu müssen. „Jubiläum“ ist ein Bilderbogen über die Kultur des Feierns – witzig, parodistisch und unterhaltsam, (…) Wie der Abend dann doch noch heiter mit Bacchus und von oben herab lächelnder, fächelnder Hollywood-Diva endet. Da gelingt den meist sehr eigenwilligen Theaterleuten ein grandios filmisch überlappender Übergang zum Finale.
Ballett Journal
Atemlos und international, im Takt einer Tanzrevue, präsentierte sich das „Stück über die Kultur des Feierns“, inszeniert vom „Theater der Klänge“ zum zehnjährigen Jubiläum. Die jubilierende Freude der Akteure, mit der sie Rituale, Volks- und Gedenktänze aller Herren Länder auf die Bretter brachten, riß das Publikum im ausverkauften Pantheon mit.
Neue Rhein Zeitung
Welchen Aspekt auch immer es zum Thema Feiern, Fest und Freude geben mag, beim „Jubiläum“ wird er geboten. Das „Theater der Klänge“ entwirft ein Kaleidoskop, das so ziemlich alle Traditionen und Riten, Umzüge und Aufmärsche, Ehrungen, Anerkennungen und was es sonst noch so an wichtigen und würdevollen Ereignissen auf der Welt überhaupt gibt, aufzeigt. (…) Auf die Idee muß man erst einmal kommen, nämlich das Alphabet in Sachen Festivitäten durchzubuchstabieren, wie es Clemente Fernandez wortgewandt und textsicher tat – von M wie Muttertag bis zu X wie Xylophonkonzert und Z wie Ziviltrauung war er auch bei den abwegigsten Buchstaben nie um eine Antwort verlegen…
Rheinische Post
(…) Hinter dem bühnenstürmischen Impetus verbarg sich jedoch nicht die in der freien Szene so oft verbreitete und so schwer verträgliche Hybris, das Rad neu erfinden zu wollen. Nein, das „Theater der Klänge“ entpuppte sich in jeder seiner Produktionen als Gruppe bienenfleißiger Archäologen. Und als solche haben Lensing und seine Mitarbeiter bei ihrer Forschungsarbeit an traditionellen Bühnen- und Bewegungsvokabularen durchweg mehr Sinn als nur die Ausgrabungsarbeit: nämlich lebendige, in der Gegenwart heimische Kunst zu schaffen. (…) Die Arbeiten glänzten stets mit detailbesessener Bilderfülle, mit durchreflektierten dramaturgischen Gerüsten und einer Körperarbeit, die in solcher Präzision außerhalb des Tanzbereiches selten anzutreffen ist.
tanz aktuell/ballett international