Nach der Zerschlagung des Bauhauses und der Verfehmung der dort arbeitenden Künstler fand Oskar Schlemmer, der von den Nationalsozialisten mit Berufsverbot belegt worden war, Schutz und Arbeit beim Fabrikanten Kurt Herberts. So arbeitete Schlemmer gemeinsam mit einigen weiteren berühmten, ebenfalls in den dreißiger Jahren als „entartet“ gebranntmarkten Künstlern in seinen letzten Lebensjahren im Labor für Lacke in den Farbwerken Herberts in Wuppertal. Für das 75. Jubiläum der Firma schuf Schlemmer innerhalb von einem Monat in einem wahren Kraftakt das „Lackballett“ für insgesamt sechs Figurinen, die er zusammen mit seinem Bruder Carl baute. „Das Lackballett“ wurde nur ein einziges Mal – am 6. Dezember 1941 – im Concordiasaal in Wuppertal aufgeführt.
Zum kommenden 100-jährigen Bauhaus-Jubiläum nehmen wir das kle ine Tanzstück zum Anlass, uns einmal mehr und damit abschließend mit Oskar Schlemmer zu beschäftigen. Wir beleben erstmalig seit 1941 seine Idee zu einem „Lackballett“, choreografieren sie neu und interpretieren sie inszenatorisch. Dabei geht es uns nicht um eine Rekonstruktion, die wegen der spärlichen Quellen nicht möglich wäre, sondern um eine Reflexion, eine Hommage und auch ein Requiem auf diesen uns so sehr inspirierenden Künstler.
Insofern wird unser „Lackballett“ ein öffentliches Nachdenken zum einen über Oskar Schlemmer, zum anderen über Tanz, aber natürlich auch über das Bilder-Schaffen. Es wird außerdem die tanzende Wiederbelebung seiner Figurinenentwürfe. Dabei stellt uns die heutige Digitaltechnik ein Instrumentarium zur Verfügung, welches die auf der Bühne agierenden Tänzer, Farben und Formen live und online in bewegte Lichtbilder umsetzen kann, was noch weit über das hinausgeht, was Schlemmer in seiner Zeit und mit seinen Mitteln verwirklichen konnte. So aber inspirierte er uns zu unserem Schaffen mit den Mitteln unserer Zeit:
„Ich glaube, daß ein Maler mit einigen wenigen Farben und einigen entsprechenden Formen sein Persönlichstes müsste demonstrieren können – eindeutig, einmalig, einzigartig. Ich möchte eine brausende Malerei, aus Farbe geboren, aus Schatten und Licht, aus Strukturen und Gesetzen, die das Geheimnis bergen und immer wieder die innere Geschichte realisieren.“
In diesem Sinne freuen Sie sich auf unsere Uraufführungsserie von „Das Lackballett“:
vom 10.-13. Januar 2019 im Forum Freies Theater (Juta) Düsseldorf
und am 31. Januar und 1. Februar 2019 im Dortmunder Theater im Depot.
Karten für die Düsseldorfer Aufführungen bekommen Sie ab sofort hier: