Noch im Herbst/Winter 2018 war nicht absehbar, was das Jahr 2019 für das THEATER DER KLÄNGE bedeuten würde. Zu unserer Überraschung lösten unsere Vorschläge und Pläne für den 100. Geburtstag des Bauhauses nur verhaltenes Interesse bei Intendanten, Organisatoren und Förderinstitutionen aus. Dabei hatten wir unsere Projektentwürfe für 2019 gründlich und mit langfristigem Vorlauf vorbereitet: eine Bauhausbühnen-Ausstellung, eine Wiederbelebung von Oskar Schlemmers „Lackballett“, Wiederaufnahmen unseres „Triadischen Balletts“ und unser Theaterstück „Der Silberprinz“. Am Ende waren es die Stadt Düsseldorf, die ACC-Galerie Weimar, später auch das Theatermuseum Düsseldorf und der NRW-Fonds „Bauhaus 100 im Westen“, die auf unsere langjährige Bauhausbühnen-Kompetenz vertrauten und die uns zum Jahreswechsel 18/19 den Rücken stärkten. Sie waren bereit, uns zu finanzieren und so konnten wir am Ende schließlich doch durchstarten.
Insbesondere der Fonds „Bauhaus 100 im Westen“ ermöglichte zusammen mit anderen Zuschussgeberen nicht nur die Realisation unseres „Lackballetts“ sondern vor allem die fast original-getreuen Rekonstruktionen sämtlicher Figurinen zu unserer Fassung des „Triadischen Balletts“ – von denen nun auch acht Duplikate im neuen Bauhaus-Museum Dessau gezeigt werden. Und mit der Zusage der Stadt Düsseldorf, unsere geplante Ausstellung als Projekt zu unterstützen und die Wiederaufnahmeproben für unsere drei oben genannten Stücke finanziell zu garantieren, konnten wir am Ende doch beginnen, unsere Pläne für das Jahr 2019 umzusetzen.
„TRIAS – Das triadische Ballett“ war dann mit den neuen Figurinen im Frühjahr nicht nur in Barcelona, Valencia und Bilbao ein großer Erfolg, sondern wurde später mit zwei Aufführungen Open Air in Krefeld und mit einem bejubelten Gastspiel in der Sayner Hütte auf Einladung der Architektenkammer Rheinland-Pfalz zu einem großen Publikums- und Presseerfolg. Getoppt wurden diese insgesamt fünf Aufführungen im Frühjahr dann im Herbst: mit einem gefeierten Gastspiel in Steinfurt und schließlich – vor 900 Zuschauern – in der Weimarhalle im Rahmen der Triennale der Moderne. Insgesamt sahen in diesem ablaufenden Jahr über 2400 Zuschauer unsere 2015er Neufassung des „Triadischen Balletts“ mit den neuen Figurinen von 2018/19.
Noch in der Generalprobe zu unserer Neufassung von Oskar Schlemmers „Lackballett“ waren wir unsicher, ob diese, ins Elektronisch-Mediale erweiterte Version von Schlemmers Idee eines „Farb-Rausches“, den wir um einen „Klang-Rausch“ erweitert haben, von Publikum und Presse angenommen würde. Heute, nachdem uns 5092 „Lackballett“-Besucher in 20 Aufführungen in 11 Städten dieses Jahr immer wieder gefeiert haben, können wir von einem großen Erfolg dieser Produktion sprechen. Nicht nur die teilweise sogar bejubelten Aufführungen in Düsseldorf, Dortmund, Weimar, Darmstadt, Leipzig, Dessau, Ascona, Solingen, Hagen, Münster und Herne bestätigen uns in dieser Annahme, die Kritiken und das Medienecho tun es ebenso:
Titelseite im Fachmagazin „Tanz“ im Januar mit anschließender sehr guter Besprechung im Februar, Titelseite- und Story beim bergischen Kunstmagazin „Die beste Zeit“ (Ausgabe November), große Besprechungen in „Die deutsche Bühne“ sowie in der „Bühnentechnischen Rundschau“ im Frühjahr, ein umfangreicher Artikel im Katalog „Ausdruckstanz und Bauhausbühne“ sowie in englischer Übersetzung im internationalen Magazin „Art Style“.
Die meisten unserer November-Tournee-Aufführungen wurden durch Festivalleitungen, Kunstvereine, Freundeskreise von Museen oder Stiftungen u.ä. initiiert. Das zeigt uns einmal mehr, dass wir immer wieder – wie schon in unseren Anfangsjahren – von Enthusiasten und leidenschaftlichen Kunstliebhabern geschätzt, unterstützt und eingeladen werden.
Die Einladung unseres Theaterstücks „Der Silberprinz – Neun Blicke auf Walter Gropius und das Bauhaus“ durch den Intendanten des Theaters Krefeld-Mönchengladbach ermöglichte auch die Wiederaufnahme dieses Stücks, welches leider weniger bei Publikum und Veranstaltern gefragt ist als unsere Tanzproduktionen. Immerhin bewiesen der große Applaus im Stadttheater Krefeld und die beiden sehr guten Kritiken dazu in der Rheinischen Post und in der Westdeutschen Zeitung, dass auch diese anspruchsvolle Bühnendarstellung der intellektuellen Hintergründe des Bauhauses es in Qualität und Anspruch mit unseren gefeierten Tanzproduktionen aufnehmen kann.
Neben diesen, unserem eigentlichen Zweck entsprechenden Theateraktivitäten, waren wir – dies nicht zum ersten Mal – in diesem Jahr auch wieder als Kuratoren aktiv. Die von uns in Zusammenarbeit mit der ACC-Galerie Weimar initiierte Ausstellung „THEATER DER KLÄNGE bauhausbühne“ wurde von über 800 Besuchern in Weimar und mehr als 1000 Besuchern im Düsseldorfer Theatermuseum besucht. Unser 96-seitiger Katalog wurde sowohl im Rahmen der Ausstellung, als auch in den Foyers während unserer Aufführungen über 400 mal gekauft.
Der szenographische Entwurf der Ausstellung durch Studierende des Fachbereichs Design der Fachhochschule Dortmund wurde in der ACC-Galerie Weimar auf 430 Quadratmetern komplett umgesetzt. Im Theatermuseum Düsseldorf wurde er dann auf die dort möglichen 200 Quadratmeter verkleinert präsentiert.
Nach den Finissagen existieren beide Ausstellungen nun virtuell weiter: in Fotos und durch die von Sounddesign-Studierenden des Fachbereichs Design der Fachhochschule Dortmund realisierten Audioguides. Auf der Website museum.de sind sie zeitlich offen gespeichert – siehe: ACC-Galerie Weimar und Theatermuseum Düsseldorf.
Zahlreiche kleinere Aufführungen komplettieren dieses außergewöhnlich intensive Jahr: So wurden hier und da auch einzelne Tänze im Rahmen von Konzerten unserer „TRIAS-Suite“ aufgeführt oder die Gropius-Rede „Kunst und Technik – Eine neue Einheit“ von unserem Silberprinz-Schauspieler András Sosko gehalten. Und auf unserer Spanientournee im Mai gab es einen kleinen, aber umso feineren Doppel-Auftritt: der Tanz der Figurine „Die Kugelhände“, interpretiert von unserer Tänzerin/Choreografin Jacqueline Fischer – open Air im, von Mies van der Rohe konzipierten, Barcelona-Pavillon.
Dabei waren wir zeitweise mit einigen Widrigkeiten hart geschlagen: im Februar wurde die personelle Umbesetzung unseres künstlerischen Betriebsbüros nötig, ein desaströser Wasserrohrbruch in unserem Büro im Juli hält uns mit der daraufhin nötigen Komplettrenovierung bis heute in Atem. Im Oktober fiel dann auch noch unser Silberprinz-Hauptdarsteller krankheitsbedingt aus und es musste sehr kurzfristig ein neuer Schauspieler neben zwei weiteren Neubesetzungen eingearbeitet werden.
Wir haben diese Herausforderungen alle gemeistert. Keine Aufführung fiel aus, die beiden Ausstellungseröffnungen in Weimar und Düsseldorf fanden erfolgreich statt. Und darüber hinaus produzierten wir auch noch acht Duplikate unserer aktuellen „TRIAS-Figurinen“ für das neue Bauhaus-Museum in Dessau, sowie Duplikate unserer fünf Figurinen des „mechanischen Balletts“ für das August-Kestner-Museum in Hannover.
Jetzt – Ende 2019 – sind wir entsprechend erschöpft, aber blicken stolz auf das Erreichte zurück und freuen uns, das alles auf die diversen Bühnen und in die beiden Ausstellungtsräume gestellt zu haben.
2020 wird mit Abklingen des Bauhaus-Trubels wohl ruhiger werden. Wir freuen uns also schon jetzt darauf, 2020 wieder ein neues intermediales Musik- und Tanz-Bühnenwerk kreieren zu können.
Unser Dank geht an unsere Bauhausbühnen-Ensembles, an die Veranstalter, Förderer, Multiplikatoren und natürlich an unser Publikum. Sie alle zusammen haben mit Engagement und Lust unsere Arbeit ermöglicht!
Wir hoffen, dass Sie das ein oder andere von uns 2019 mitbekommen haben und würden uns freuen, wenn Sie auch 2020 an unserem Schaffen weiter Interesse zeigen!