„Modul|a|t|o|r – Le Corbusier | Der Mensch ist das Maß aller Dinge“ hieß unsere Kreation im Jahr 2002, welche sich mit Le Corbusier beschäftigte.
Der „Modulor“ ist ein von Le Corbusier entwickeltes Maßwerkzeug, das von der menschlichen Gestalt und der Mathematik ausgeht. Ein Mensch mit erhobenem Arm liefert in den Hauptpunkten der Raumverdrängung – Fuß, Solarplexus, Kopf, Fingerspitze des erhobenen Arms – drei Intervalle, die eine Reihe von goldenen Schnitten ergeben, die man nach Fibonacci benennt. Die Mathematik andererseits bietet sowohl die einfachste wie die stärkste Variationsmöglichkeit eines Wertes: die Einheit, das Doppel, die beiden goldenen Schnitte.
Dieses Formsystem, ausgehend vom menschlichen Maß, wie schon bei Vitruvius oder Leonardo da Vinci, sollte Formel und Generator für tänzerische Module sein, die in Interaktion mit einem Kamertrackingsystem, sowie einem Mikrophon und einer Kamera zu einem intermedialen Projekt über den menschlichen Körper führt.
Frei von Textvorgaben oder einem dramatischen Stoff bot dieses „System“ eine freie Grundlage mit geräuschhaftem Klangmaterial des Körpers (Stimme, Atmung, Bodengeräusche) ebenso zu arbeiten, wie mit Bildausschnitten des sich live bewegenden Körpers in Form von Videosampling. So entstand eine Folge von Einzelmodulen mit ein bis vier Tänzern und zwei Schauspielern, die sowohl Geräusch- und Bildgeber, als auch Modulatoren ihres Materials durch in Steuerdaten ausgewertete Bewegung sind.
Das ganze Stück war eine umfangreiche szenische Collage welche die Theorien von Le Corbusier hinterfragt, kommentiert und in bewegte Bilder übersetzt konterkariert. Gleichzeitig gingen insbesondere die interaktiven, tänzerischen Szenen erstmalig von der selbst gesetzten Grundlage aus:
Solange der Bühnenraum von keinem Menschen betreten wird, ist er tot (kein Bild. kein Klang). Betritt ein Mensch diesen sensorisierten szenischen Raum, entsteht durch seine Anwesenheit ein visuelles Videobühnenbild (Szenografie) und Klang in Form von durch Bewegung steuerbarer elektronischer Musik, welche erst durch die Geräuschverursachung des sich in der Bühne bewegenden Menschen Klangmaterial zur flüchtigen Speicherung geliefert bekommt.
Im Anschluss an die Aufführungsserie verfilmten wir vier Schauspielsequenzen aus „Modul|a|t|o|r“ in Form von Kurzfilmen. Die interaktiv, intermedialen Tanzsoli aus diesem Srück bildeten den Ausgangspunkt für die folgende weitere Entwicklung im Forschungsprojekt „PCI-Performer Computer Interaction“, welches 2005 in das Stück „HOEReographien“ mündete.