1751 wurde „Die Kunst der Fuge“ posthum veröffentlicht, das letzte Werk von Johann Sebastian Bach, an dem er ab 1740 gearbeitet hatte. In seiner „Kunst der Fuge“ fasste er seine Erfahrungen zum kontrapunktischen Komponieren final als Musikpartitur für vier Stimmen zusammen.
Die Art unserer Beschäftigung mit Tanz geschieht in enger Zusammenarbeit von Komposition und Choreografie und widmet sich gerne abstrakten und hochwertigen Formensprachen zur Spiegelung aktueller Diskurse. Wann immer das Theater der Klänge Choreografien erarbeitet hat, war es, insbesondere für unsere intermedialen Stücke, unser Wunsch und unser Ziel, kontrapunktische, kompositorische Techniken aus der Musik auf das Kreieren von Choreographien anzuwenden. Uns geht es bei unserer Kreation nicht nur um das Vertanzen der Musik von Bach, sondern vielmehr um eine Aneignung der analysierten kontrapunktischen Techniken, die Bach für sein Werk verwendet hat, und dann um die Umsetzung dieser Verfahrensweisen in Bewegungskanons, also um eine Tanzen einer Fuge und nicht das Tanzen zu einer Fuge. In „Die Kunst der Tanz-Fuge“ möchten wir prüfen, ob die Struktur das Individuum unterstützt oder umgekehrt, ob das Individuum die Struktur unterstützt. Dazu experimentieren wir sowohl mit Mono-, Poly-, als auch mit Heterophonie und übertragen dies auf das Thema: Individuum versus Kollektiv. So wie Bachs „Kunst der Fuge“ ein Werk für vier Stimmen ist, ist „Die Kunst der Tanz-Fuge“ ein Werk für vier Tänzer(innen) – zwei Frauen und zwei Männer. Dieses getanzte Konzert soll zeigen, welche Formen visueller Musik heute durch vier sich bewegende Körper erschaffen werden können und wie moderne Tanz- und Bewegungstechniken für zeitgenössische Tänzer dafür ästhetische Voraussetzung sind. Polyphonie – also Mehrstimmigkeit – ist dabei wörtlich zu verstehen: als Äußerung von vier Körpersprachen zur Artikulation eines geordneten und also rhythmisierten und harmonisierten Dialogs von vier Individuen, die sich zum Kollektiv verbinden. Dies an sich ist schon Statement genug zu den aktuellen Diskursen über Individuum und Gesellschaft sowie auch zum Thema Spiritualität. Mittwoch, 2.11. bis Samstag, 5.11.2016 jeweils um 19:30 Uhr in der ev. Thomaskirche in Düsseldorf-Mörsenbroich – Eugen-Richter-Straße 12 |