„Gregorius auf dem Stein – eine Legende über Inzest, Liebe, Sühne und Erwählung“ hieß unsere Kreation in erneuter Zusammenarbeit mit dem Musikensemble ESTAMPIE im Jahr 2004.
Basierend auf der mittelalterlichen Erzählung Hartmann von Aues „Gregorius der arme Sünder“ schuf Thomas Mann den Roman „Der Erwählte“. Die Geschichte um doppelten Inzest, Hochmut, Verblendung, Reue – die letztendlich zur Papstwerdung Gregorius führt, war Grundlage für eine musiktheatralische Umsetzung des Theaters der Klänge in erneuter Zusammenarbeit mit dem Ensemble „ESTAMPIE“.
Die überaus erfolgreiche 1995er Zusammenarbeit von „LUDUS DANIELIS„ führte zum Vorschlag Sigrid Hausens (ESTAMPIE) diesen Stoff zur Grundlage einer erneuten Zusammenarbeit zwischen den beiden Ensembles zu machen.
Neu für Gregorius war die Integration von Live-Elektronik in den musikalischen Prozess, wie sie vom Komponisten Thomas Neuhaus in den vorangegangenen Jahren für Aufführungen des Theaters der Klänge entwickelt wurde. Alte Musik traf somit auf Live-Elektronik, Theater und Tanz. Musiktheater, Bildertheater, Tanztheater und Spielmannserzählungen waren der ästhetische Rahmen, den das fast zweistündige Stück hatte. Dazu eine Musik, die den bewussten Crossover zwischen mittelalterlicher Klanglichkeit mit ethnischen Instrumenten und elektronischer Klanglichkeit wagte.
Clemente Fernandez und J.U.Lensing gelang in zwei dafür angesetzten Probenprozessen eine Sprachfassung, welche als Theaterstück überzeugen konnte. Die Hauptfiguren wurden dabei szenisch-tänzerisch inszeniert und der monologische, wie dialogische Text lediglich von zwei Erzählern für alle Figuren musikalisierend gesprochen und musikalisch-gesanglich kommentiert. Dieser „epische Erzählstil“ war Resultat zahlreicher Entwicklungen, wie sie in den vorangegangenen Stücken „LUDUS DANIELIS“, „Die Vögel„ und „Megalopolis„ entwickelt wurden.
Das Resultat in Form einer Musiktheater-Inszenierung wurde mit großem Publikumserfolg in Düsseldorf und München gespielt. Die Zeit zwischen den Düsseldorfer und Münchner Aufführungen nutzte das relativ kleine Schauspiel- und Tanzensemble 2004 zur Verfilmung des Stoffs an realen Drehorten. Dieses Videomaterial lagerte bis 2011 in einem Karton, um anläßlich der Archivierungsarbeiten zu den Medien des THEATERs DER KLÄNGE 2012 in den Spielfilm „Gregorius auf dem Stein“ zu münden, der seitdem auf DVD erhältlich ist.
Die Theaterfassung war Stoff für eine umfangreiche Dissertation zum Thema „Mittelalterrezeption im zeitgenössischen Musiktheater“ von Andrea Schindler M.A. an der Universität Bamberg (Band 23 Reichert Verlag Wiesbaden 2009).