Diese Zeile wurde früh als Kennzeichen der Moderne verstanden, als Kennzeichen der Schwierigkeit, ja Unmöglichkeit, die Einheit der Person, das sogenannte „Ich“, weiterhin zur Grundlage des Erzählens zu machen, unabhängig davon, ob es sich um das Autoren-Ich handelt oder das Ich der erzählten oder dargestellten Figuren.
Unsere Darsteller – als Typen-Prototypen – kommen immer wieder auf dieses Thema zurück, umkreisen es in immer neuen Anläufen. Dabei geht es bei diesem „Schau-Spiel“ nicht nur um die Kunst der Veränderung des Körpers, des Habitus, der Stimme, der Gesten durch professionelle Darsteller. Vielmehr geht es um das Modellieren einer Person, eines Körpers zu neuen Typen in Spieglung der Typenvielfalt, die die moderne Gesellschaft uns bietet.
Ist soziale Einordnung, Status, Reichtum, Armut, Macht, Hilflosigkeit „genetisch“ bestimmt – oder unterliegt das der Modellierung des eigenen Ichs?
Was definiert den Einzelnen und wodurch?
Was verändert ein bis dato regelhaft geführtes Leben?
Was meint Charakter, Ethos, Standpunkt in einer Welt des inszenierten Ichs?
„Ich ist ein Anderer“ ist auf der darstellerischen, wie auf der verbal reflektierten Textebene der Spiegel dessen, was sich heute überall an Selbstinszenierung und gesellschaftlichen Rollenspielen- und Zuweisungen abspielt!
Diese Kreation war gleichzeitig die erste eigenständige und inszenatorisch voll verantwortete Produktion von Jacqueline Fischer als Choreographin und Regisseurin im THEATER DER KLÄNGE. In „Das Opfer„ noch als choreografische Assistentin aktiv, entwickelte Jacqueline Fischer über „Modul|a|t|o|r„, „Gregorius„ und „HOEReographien„ eine eigene choreografische Handschrift, welche in „ich ist ein anderer“ in ein eigenes erstes Tanztheaterstück mündete.
Dieses Stück diente nach der Aufführungsserie als Material für den Tanzfilm „ich ist eine andere“ des Filmemachers Harald Opel.
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