Unsere im März zum Corona-Lockdown gestarteten Online-Aufführungen in Form eines „Theaters auf Abruf„ wollen wir in diesem Herbst zu Ende führen, so dass Sie noch bis Ende Oktober 2020 unsere Werke der letzten 10 Jahre jeweils ein Wochenende in kompletter Länge online sehen und hören können. Anstelle von Eintrittskarten zu diesen Online-Video-Aufführungen bitten wir um Spenden!
Wir setzen die Reihe ab Donnerstag, 3. September um 19 Uhr fort mit unserer Kreation aus dem Jahr 2010 „SUITE intermediale„.
In „SUITE intermediale“ bespielen Tänzer den Raum als audiovisuelles Instrument. In kollektiver Autorschaft von Choreografin, Regisseur, Videokünstler, Komponist und Tänzern entstand ein Tanzkonzert, das aus mehreren in sich geschlossenen audio-visuellen Kompositionen besteht.
Die visuelle Ebene bildet die tänzerische Performance in einer dreidimensionalen Video- und Lichtumgebung. Die auditive Ebene ist die elektronische Transformation von live oder elektronisch generierten Klängen, interpretiert und gesteuert durch die Bewegungen der agierenden Tänzer.
Die Frage des Zusammenspiels spielt in einem solchen Prozeß eine entscheidende Rolle, da es ja nicht um die einzelne Autorenschaft, sondern um eine kollektive Entwicklung in der Kombination unterschiedlichster Kompetenzen geht. Alleine schon die Gleichstellung von Musikalgoritmen, Videoalgoritmen, choreografisch modularem Materials und inszenatorischen Einheiten verlangt von jedem im Entwicklungsprozeß Beteiligten Disziplin und Respekt vor der Leistung der gleichberechtigt Mitwirkenden. Dazu kommt die ungewöhnlich große Freiheit der Gestaltungsmöglichkeiten an die Performer, da diese ja eben nicht nur Tänzer, sondern gleichzeitig auch Bildgeber für den Videoinput und Musiker der durch den Komponisten live angebotenen Klangstrukturen sind.
Gleichzeitig müssen sie strukturell improvisierend im mit der Choreographin vereinbarten Rahmen mit einem gesetzten Bewegungs-Material variierend arbeiten. Nicht zuletzt gehört eine genaue Kenntnis der benutzten Technik dazu, ähnlich der eines Musikers, der sein Instrument genau kennt und zu spielen weiß.
Stellt die klassische Suite eine komponierte Musikabfolge für (Bühnen-)Tänze dar, ist die „SUITE intermediale“ eine Abfolge audio-visueller Kompositionen, gespielt von Tänzern. Hier treffen sich Ansätze der „Musique Concrète“ mit elektronisch interaktiver Musik, wie auch Theorien des „absoluten Films“ und des „expanded Cinema“ mit moderner Echtzeittransformation durch Computer in einer Realtime-Composition, die in jeder Aufführung eine variierte Gestalt bekommt.
„SUITE intermediale“ war die konsequente Fortführung und Vollendung eines interaktiv-elektronischen Theateransatzes, der schon 1993 mit dem Stück „Figur und Klang im Raum„ begann und 2005 in „HOEReographien„ maßgeblich weiter entwickelt wurde. Die eingesetzte Technik, sowie der intermediale Ansatz dazu spielte auch in nachfolgenden Stücken, wie „Vanitas„, „Coda„ oder unlängst im „Lackballett„ eine entscheidende Rolle.
MIt dem neuen Stück „Das Kugeltheater“, welches wir für eine Premiere im Januar 2021 entwickeln, soll dieser Ansatz konsequent auf einen 3D-Raum für Video und Audio ausgeweitet werden…